Die
Peterbergkapelle (Peterkapelle) auf dem saarländischen
Peterberg
(Bann Braunshausen, Flur: Kapellenhügel)
wurde im 13. Jahrhundert als eine Holzkapelle, am Platze eines
Opferaltars, errichtet und im Jahre 1539 das erste Mal
urkundlich erwähnt. 1975 fand sich eine Interessengemeinschaft
zusammen, die einen Neubau 1982 in die Tat umsetzte.
Der Peterberg
(Pirichberch, Berg Phede, St. Petori-Berg, Perraberch) galt
schon in der vorchristlichen Zeit als Wetterberg, auf dem Kult,-
Verehrungs- sowie Opferrituale stattfanden.
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1975 grub der
damalige Pastor von Kastel, Dr. Hermann Spang, in der Nähe der
Kapelle einen Mahlstein (Läufer) einer Handmühle aus
(Ausgestellt im Heimatmuseum
Wadern).
Man findet auch auf den Äckern rund um den "Kapellenhügel" (so
auch der Flurname, mundartlich: Kapellehiwwel) unterschiedliche
Keramiksplitter unterschiedlichster Epochen. Auch nach der
Christianisierung schrieb man dem Berg den Sitz von
Wetterhexen
zu, die für Unwetter und Mißernten verantwortlich seien:
„die des Nachts
auf ihren Hexenbesen aus allen Himmelsrichtungen zum
Peterberg kämen um dort ihren Hexensabbat abzuhalten
um zu beraten, wie man den Menschen Schaden zufügen
könne“
Bild links: Aus der
Dachwohnung meines Elternhauses fotographierte
Gewitterzelle hinter dem Peterberg in Richtung St.
Wendel Neunkirchen/Zweibrücken. Wenn das Wetter über
den Peterberg kommt, wird´s immer schlimm.
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Eine Urkunde
mit Skizze aus dem Jahr 1550 belegt den Standort an dieser
Strasse. Elisabeth von Elter,
Witwe des Johann Mohr von Sötern (†1521) schrieb einen Brief an
ihren Verwandten Ludwig von Sötern zwecks Erhaltung der Kapelle
auf dem Peterberg, die schon erhebliche Baumängel aufwies:
„Kirch uff dem Berge
Phede sampstag nach dem ostertag Anno 1539 Dem
ernvesten Ludwig von sottern amptman zu Thanstein
mynem Insonder Lieben warren und guten Freund“
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links: Portalseite
unten
Portalseite aus Südwestlicher
Richtung gesehen |
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Da die
Kapelle zur Pastorei Sötern gehörte, die Untertanen des Ludwig
von Sötern zu
Schwarzenbach
die Bauhilfe versagt hatten, wurde die Kapelle mit einer
Meßstiftung
begabt. Am 19. Oktober 1575 beantragte Johann IV, Vogt zu
Hunolstein
beim Reichstag zu Regensburg einen Antrag auf
Marktrecht.
1576 setzte die kaiserliche Administration die Herzöge von
Lothringen,
Zweibrücken
und
Nassau-Saarbrücken
in Kenntnis und fragte damit an, ob es für die Nachbarn
Nachteile brächte. Nachdem keine Einwendungen der Nachbarn
erhoben wurden, verlieh
Kaiser Rudolf II
dem Vogt zu Hunolstein am 29. April 1578 das Recht
einen freien Jahrmarkt abzuhalten.
Die Kapelle lag Wegegünstig an einer alten
Römerstrasse
St. Wendel
-
Trier.
In der Skizze von 1550 wird sie als "Fern Straß" bezeichnet.
Der Markt entwickelte sich zum
Wallfahrtsort,
er bekam eine so große Bedeutung, dass er auf den zweiten
Pfingsttag verlegt und wegen des umfangreichen Angebotes auf
zwei Tage ausgedehnt wurde. Aus dem Jahr 1623 gibt es einen Text
eines
Weistums.
In diesem wird festgelegt was an Abgaben verlangt wird und wie
man mit Schläger, Diebstahl und anderem Unbilligkeiten umzugehen
hat:
„Item, wan es sach were,
daß sich etliche vbel hielten, mit schlägen,
diebstall oder anderen unbilligkeiten, als dan
sollen die Markthueter oder der both zum negsten
seyler gehen vnd bey dem genug seyl hohlen, die
vebertretter der gerechtigkeit damit zu binden, aber
die anderen seyler sollen ihme zu stewer kommen.“
Die
Marktfreiheit
lag bei einer
Meile.
Dem der die Marktfreiheit brach wurde in eine kurtierische
Marktbude, dem "lötschen", geführt. Konnte der Brecher keinen
Bürgen stellen, kam er nach Sötern ins Schlossgefängnis,
mittwochs auf die Brücke geführt und abgeurteilt.
„Item, wan einer dieses
markts freyheit mit henden oder mit dem mundt
brechen und er begrieffen wurde, so soll man ihnen
in unsers gnäd. herrn. von Trier lötschen führen und
daselbsten burge von ihme fordern; kann er burgen
geben, so soll man ihnen sein kaufmanschafft treiben
laßen; kann er aber nit burgen geben, so soll man
ihnen nacher Soetern inß schloß gefenckniß nemmen
undt auff die bruck stellen; undt da sollen die
gemeine herren ihme gefangenen recht sprechen“
1826, etwa
250 Jahre später, wurde der Markt, bedingt durch die
Neufestsetzung der Grenzen durch den
Wiener Kongress
1815 sowie durch Schlägereien, Saufgelagen und (Glücks-)Spiel
nach Sötern verlegt. Aus der Vergangenheit heraus lag der
Petermarkt in einem "Vierländer-Eck":
Reichsherrschaft Dagstuhl
(Mettnich, Mühlfeld (heute
Primstal)
und Eiweiler), Herzogtum Lothringen (Kastel),
Kurtrier
(Braunshausen) und
Reichsherrschaft Eberswald
(Bosen und Schwarzenbach).
Bildquelle: Google Earth und ein
darüber gelegter Ausschnitt aus Karte IV des Geschichtlichen
Atlas der Rheinprovinz: Territoriale Gliederung der Saargegend
um 1789
Dazu gibt es zwei amtliche
Verordnungen:
„Montag, den 13. Februar
1826 - Nr. 7 Obrigkeitliche Bekanntmachungen -
Regierung Es wird hierdurch zur öffentlichen
Kenntnis gebracht, daß der bislang auf diesseitigem
Theile des s.g. Peterberges am 2ten Pfingtstage
gehaltene Jahrmarkt wegen der aus dessen Lage
vielfältig entstandenen Unordnungen für die Zukunft
nach Sötern verlegt ist. Birkenfeld, aus der
Regierung, den 25. Januar 1826.“
„Die in der
Regierungs-Bekanntmachung vom 25. Januar d.J.
angezeigte Verlegung des s.g. Petersberger
Jahrmarktes nach Soetern wird hiedurch ist dem
Anfügen in Erinnerung gebracht, dass der am 2ten
Pfingstage auf dem Königl. Preußsischen Gebiete
gehörende Theile des s.g. Petersberges bisher
gehaltene Jahrmarkt ebenfalls gänzlich aufgehoben
worden ist. Birkenfeld, aus der Regierung, den 21.
März 1826“
Mit dieser Bekanntmachung erlischt eine
300-jährige Markttradition. Der Markt überlebte noch weitere 12
Jahre, denn am 7. Mai 1838 gibt die Regierung bekannt, dass der
„am zwoten Pfingsttage
zu Sötern abgehaltene Jahrmarkt auf Antrag der
Ortsbehörde aufgehoben ist.“
Auf der Höhe des
Peterberges wurde es ruhig: Marktbesucher, Handelsleute,
Gaukler, Krämer und Pilger blieben aus. Die Kapelle fand danach
keine Beachtung mehr, verfiel und wurde von dem Eiweiler Bauer
Nikolaus Haupenthal geschleift. Dieser verwendete die Reste als
Baumaterial für den in unmittelbarer Nähe aufgebauten
Bauernhofes. Am 26. Januar 1852 verschwand er auf dem Weg vom
Peterberg zu den seinen. Vermutlich erfror er in einem schlimmen
Schneesturm. Der Hof wurde von den Angehörigen 1860 aufgegeben.
Aus dieser Marktzeit sind Münzfunde belegt, die beim beackern
der Felder aufgefunden wurden.
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Der Verein
konstituiert sich: 1975
fand sich eine Interessensgemeinschaft zusammen, die das Ziel
verfolgte, die Kapelle wieder zu errichten. Im Mai 1980 trafen
sich die Ortsvorsteher der beteiligten Dörfer sowie deren
Bürgermeister in Eiweiler und stimmten dem Vorhaben zu. Das
Kreisbauamt St. Wendel empfahl, das Kirchlein im romanischen
Stil auszuführen, da diese vermutlich in der Frühromantik
bereits erbaut wurde. Am 15. März 1981 fand im Kolpinghaus
Schwarzenbach die Gründungsversammlung statt, 28 Teilnehmer
folgten der Einladung, 18 erklärten ihren Beitritt. Der Name des
Vereins lautet: Verein für den Wiederaufbau der Peterkapelle
e.V. Die Ziele des Vereins lauten:
„Der Verein ist für die
Errichtung und Unterhaltung der Kapelle
verantwortlich. Wir fühlen uns der
jahrhundertelangen Tradition verpflichtet und dem
Erbe unserer Vorfahren verpflichtet. Der Neubau wird
auf den Fundamenten der alten Wallfahrts- und
Marktkapelle errichtet, dadurch wird eine
kulturhistorische Tradition fortgesetzt.“
Der Leitspruch des
Vereines stammt aus der Urkunde von 1550: "'di peter
kirch dabey der markt gehalten wird."
Ein kurzer geschichtlicher Abriss zur
Kapellengeschichte
Gründungsmitglieder des
Vereins |
Funktion |
Name |
Ort |
Erster Vorsitzender |
Hermann Scheid |
Bürgermeister Gemeinde Nohfelden
|
Stellvertrender Vorsitzender |
Edmund Becker |
Bürgermeister Gemeinde
Nonnweiler |
Mitglieder des Vorstandes |
Reinhold Jung |
Ortsvorsteher Eiweiler |
Mitglieder des Vorstandes |
Hans-Georg Raab |
Ortsvorsteher Bosen |
Planungsarbeiten |
Dipl. Ing. Herz |
Bauamtsleiter Gemeinde Nohfelden
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Weitere Mitglieder waren Alois Rausch
(Ortsvorsteher Braunshausen) und Martin Weiler
Vorstand des
Vereins (Stand August 2019) |
Funktion |
Name |
Ort |
Erster Vorsitzender |
Andreas Veit |
Bürgermeister Gemeinde Nohfelden
|
Stellvertrender Vorsitzender |
Franz Josef Barth |
Bürgermeister Gemeinde
Nonnweiler |
Mitglieder des Vorstandes |
??? |
Ortsvorsteher Eiweiler |
Mitglieder des Vorstandes |
??? |
Ortsvorsteher Bosen |
Planungsarbeiten |
??? |
Bauamtsleiter Gemeinde Nohfelden
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Da dem Verein jedigliche finanzielle
Mittel fehlten, startete Hermann Scheid einen Spendenaufruf, der
auf fruchtbaren Boden fiel.
Der
Wiederaufbau beginnt:
Im
Sommer 1981 ging es los: Auskoffern des Fundamentes, im
Spätherbst war die Bodenplatte bereits fertig. Hermann Scheid
legte selbst Hand mit an. Am 11. August 1982 war es dann soweit:
Richtfest. Am Sonntage, dem 5. September 1982 war die
Bevölkerung zur Grundsteinlegung eingeladen. Im Großen Festzelt
hielten Pastor Gerhards (Kastel, kath.) und Pfarrer Scherz
(Sötern, evang.) den gemeinsamen Feldgottesdienst. Die
versiegelte Kupferhülse mit der Urkunde und einer Tageszeitung
wurden von Hermann Scheid und dem damaligen Landrat Dr. Marner
in den Grundstein eingebracht. Die Einweihung der Kapelle war am
25. Juni 2983. Der Altartisch stammt aus der alten Primstaler
Kirche. Nachdem die Bevölkerung im Laufe der Jahre immer wieder
nach dem Türmchen fragte, so wie es im ersten Entwurf geplant
war, befasste sich der Vorstand 1995 mit diesem Vorhaben und
vergab dazu einen Planungsauftrag. Im Herbst 1997 waren die
Arbeiten dazu beendet: es wurde wie im ersten Entwurf gestaltet.
Innenansicht des Altarraumes. Der Altartisch stammt
aus der alten Primstaler Kirche.
In der Nacht von Sonntag auf Montag, dem
10. August 2015 haben unbekannte Vandalen gezündelt, so dass
eine Holzbank vollkommen zerstört wurde. Durch den Brand eines
Plastikeimers und den vorhandenen Kerzen wurde der Innenraum
stark verust und verursachte einen hohen Sachschaden. Dadurch
war die Kapelle für ein halbes Jahr verschlossen und nicht
begehbar. Das die Kapelle als 3-D Puzzle in den nächsten 30
Jahren erhältlich sein wird, hätten die Gründungsväter wohl nie
vermutet. Der Erlös der Kerzen geht dem Verein für den Unterhalt
der Kapelle zu. Jeder Wanderer, Radfahrer und Einwohner kann
sich dort "entschleunigen" und sich Minuten der Inneren Einkehr
gönnen.
Grundstein Peterbergkapelle
Die Fenster der Kapelle schuf die Künstlerin Ursula
Krewer-Bordbach
Literatur:
- Heck, Viktor: Die Kapelle und der
Markt auf dem Peterberg, Verein für den Wiederaufbau der
Peterkapelle e.V. und Verein für Heimatkunde Nonnweiler
e.V., 2001
- Lohmeyer, Karl: Die Sagen an der
Saar, Minerva Verlag, 1952
- Engel, Johann: Aus verklungenen
Tagen, 1963
- Schömer, Edmund und Förderverein
Burg Grimburg e.V.: Burg und Amt Grimburg, Druckerei Lohmer
Hermeskeil, 1984, S. 192-194
Weblinks:
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